Stipendiat Marcel Möller

Marcel Möller absolviert ein Masterstudium in Business Management an der Hochschule Emden/Leer und wurde bezüglich seines bevorstehenden Auslandsaufenthalts für das Vacasol Global Engagement Scholarship 2021 auserwählt. Er wird als Free Mover für ein Semester nach Norwegen gehen und an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) studieren. Dabei möchte er die Unterschiede bezüglich betrieblicher Strukturen zwischen Deutschland und Norwegen analysieren und die nationale Wirtschaft, vor allem in Bezug auf ihre nachhaltigen Prozesse, näher kennenlernen. Des Weiteren möchte Marcel auch einen norwegischen Sprachkurs belegen und die einzigartige Natur Norwegens entdecken.

Wir freuen uns auf seinen Bericht und schöne Bilder!

Bericht nach der Hälfte des Aufenthaltes

„Zu reisen bedeutet sich zu entwickeln.“ - Pierre Bernardo

Mein Name ist Marcel und ich mache meinen Master in Business Management an der Hochschule Emden/Leer. Derzeit absolviere ich im dritten Semester ein Auslandssemester an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Ålesund. Dabei ist Ålesund einer von drei Standorten der NTNU, welche mit knapp 43.000 Studenten die größte Universität in Norwegen ist. Die meisten Studenten sind jedoch in Trondheim, sodass lediglich überschaubare 2.500 Studenten in Ålesund leben. Trotz der bis ins Jahre 1760 zurückgehenden Historie der NTNU ist der Campus Ålesund sehr modern eingerichtet und bietet vor allem für technische Studiengänge umfangreiche Möglichkeiten im Bereich Simulation.

Doch vielleicht nochmal von Anfang an: Meine Idee und Planung für ein Auslandssemester starteten tatsächlich schon vor Beginn des Masterstudiums inmitten der Zeiten von Pandemie und Lockdowns. Aufgrund der besonderen Situation musste ich mehrere Ideen und Ansätze für Länder und Hochschulen immer wieder verwerfen und musste immer wieder mit veränderten Regularien und Verordnungen der einzelnen Länder fertig werden. Letztendlich lag mein Fokus auf Europa, wo die Aussichten auf ein Präsenzsemester am wahrscheinlichsten waren. Mit der NTNU in Ålesund könnte ich tatsächlich eine Universität, welche schon eingangs zu meinen Favoriten zählte, auswählen. Die Einreise verlief auch ohne große Probleme. Da seit dem 25. September alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie fallengelassen wurden, kehrte zudem wieder das normale öffentliche Leben in Norwegen ein.

Im Zuge der Suche nach einer Unterkunft habe ich mich für eine 6er WG im Studentenheim Sørnesvågen nahe der Universität entschieden. Sørnesvågen ist das größte Studentenheim der Stadt und damit auch am belebtesten. In der WG lebe ich zusammen mit vier Norweger*innen und einer Tschechin. Die Mitbewohner sind alle super freundlich und es ist sehr praktisch immer norwegische Ansprechpartner um sich herum zu haben, die einem bei jeder Angelegenheit weiterhelfen können und sinnvolle Tipps geben.
Insgesamt sind in Ålesund dieses Semester ca. 30 internationale Austauschstudenten, sodass man in dieser kleinen Gruppe schnell Kontakte mit Studenten aus aller Welt (jedoch dieses Semester eher aus Europa und zu einem Viertel aus Deutschland) knüpfen kann. Besonders mit den internationalen Studierenden habe ich in den ersten Monaten sehr viele Ausflüge unternommen, sodass wir uns die großartige Landschaft rum um Ålesund angesehen haben, wobei die Stadt umringt vom Atlantik von Inseln bis zu den Bergen alles zu bieten hat.

Auch haben wir weitere Ausflüge u.a. zum Geirangerfjord und zum Jostedalsbreen, dem größten Gletscher Norwegens, unternommen. Vor allem im August und September haben wir versucht so viel wie möglich zu unternehmen, da das Wetter ab Oktober wie erwartet drastisch gekippt ist und auch die Tage stetig kürzer werden.

Jedoch versprechen die immer kürzer werdenden Tages ein weiteres Wunder der Natur: Polarlichter. Da wir anfangs vermutet haben, dass wir für Polarlichter noch zu südlich sind, wurden wir internationalen Studierenden in mehreren Nächten von Polarlichtern überrascht. Ein unglaubliches Schauspiel am Himmel.

Meine Vorlesungen finden, wie eingangs erwähnt, fast alle in Präsenz statt. Ich belege die Kurse: Qualitative Research Methods, Digital Marketing Innovation und Global Sourcing and Supply Network Management. Lediglich der Sprachkurs Norwegisch findet aufgrund der in Trondheim ansässigen Lehrkraft digitalstatt. Im Großen und Ganzen nehme ich wahr, dass die norwegischen Studenten das Studium etwas entspannter angehen. Zwar bin ich zwar von der deutschen Hochschule im Sinne weniger Freiheiten beeinflusst, jedoch erscheint es mir schon teilweise extrem, dass bei 40-30 eingeschrieben Studenten in der Regel nur eine Handvoll Studenten erscheint. Trotzdem empfinde ich die Vorlesungen oftmals als sehr bereichernd.
Passend zu dem zunehmend ungemütlicheren Wetter stehen aktuell die ersten Teilprüfungsleistungen an, sodass für Beschäftigung gesorgt ist.

Abschlussbericht Auslandssemester in Ålesund (Norwegen)

„Naaa, wie war das Auslandssemester in Norwegen?“, ist wohl die Frage, welche mich nach meiner Rückkehr noch lange verfolgen wird und die mich jedes Mal vor die Herausforderung stellt: Wie soll ich diese unglaublichen fünf Monate nun stehend in fünf Sätze fassen oder hat mein Gegenüber gerade sehr viel Zeit für eine angemessene Antwort? Ja, das Auslandsemester in Norwegen war eine super Lebenserfahrung und es gibt viel zu erzählen. Daher also dann nochmal ganz von vorne:

Mein Name ist Marcel und ich mache meinen Master in Business Management an der Hochschule Emden/Leer. Im dritten Semester absolvierte ich ein Auslandssemester an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Ålesund. Meine Idee und Planung für ein Auslandssemester starteten tatsächlich schon vor Beginn des Masterstudiums inmitten der Zeiten von Pandemie und Lockdowns. Aufgrund der besonderen Situation musste ich mehrere Ideen und Ansätze für Länder und Hochschulen immer wieder verwerfen und musste immer wieder mit veränderten Regularien und Verordnungen der einzelnen Länder fertig werden. Letztendlich lag mein Fokus auf Europa, wo die Aussichten auf ein Präsenzsemester am wahrscheinlichsten waren. Mit der NTNU in Ålesund konnte ich tatsächlich eine Universität auswählen, welche schon eingangs zu meinen Favoriten zählte.

Die Einreise im Sommer verlief ohne Probleme. Am ersten Tag konnte ich die ersten drei von den fünf Mitbewohnern meiner WG im Studentenwohnheim kennenlernen Das Studentenheim Sørnesvågen liegt nahe der Universität und ist das größte Studentenheim der Stadt und damit auch am belebtesten. Damit ist es meines Erachtens das beste Studentenwohnheim in Ålesund. In der WG lebte ich zusammen mit vier Norweger*innen und einer Tschechin. Die Mitbewohner waren alle superfreundlich und es war sehr praktisch immer norwegische Ansprechpartner um sich herum zu haben, die einem bei jeder Angelegenheit weiterhelfen konnten und sinnvolle Tipps gaben. Am Anfang war vieles ungewohnt, sodass beispielsweise die WG an sich nicht abgeschlossen wurde, sondern lediglich jeder sein Zimmer abschloss, wenn er oder sie das Gebäude verlies. Wie ich später auch noch mehrmals erwähnen werde, herrscht ein hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit in Ålesund bzw. Norwegen, sei es in der WG oder in der Öffentlichkeit. Grundsätzlich geht jeder davon aus, dass die Mitmenschen sich ordentlich verhalten und man keine Befürchtungen haben muss, dass man bestohlen oder angepöbelt wird. Ein zweiter Punkt, der in Norwegen von Anfang an wahrzunehmen war, sind die Preise. Norwegen ist ein sehr wohlhabendes Land und das Lohn- und Preisniveau sind sehr hoch. Dabei konnten (deutsche) Austauschstudenten, die in der Regel nicht in dem Semester dort gearbeitet haben, die hohen Preise stark wahrnehmen, wobei Norwegen zudem eine geringere Lohnsteuer und eine höhere Mehrwertsteuer als Deutschland hat. Um ein paar Zahlen zu nennen: eine Paprika kostet 3 Euro, eine Tüte Chips kostet 3,50 Euro und 500 Gramm Fleisch lag bei 7 Euro. Bei Alkohol erreichte man schnell andere Dimensionen: 6er Bier lag bei 14-20 Euro und ein Liter Wodka bei 50-60 Euro. Im Restaurant oder Club kostet Bier schnell ca. 9 Euro und andere alkoholische Drinks ca. 15 Euro. Vor allem bei alkoholischen Getränken bestehen starke Unterschiede zu Deutschland. Der Verkauf von Spirituosen ist staatlichen geregelt, sodass diese im Einzelhandel nur über staatliche Geschäfte (Vinmonopolet) vertrieben werden und dies bis 18:00 Uhr in der Woche und bis 16:00 Uhr am Samstag. Auch Bier konnte nur bis 20:00 Uhr in der Woche und samstags bis 18:00 Uhr erworben werden. Abgesehen von alkoholischen Getränken konnte jedoch in den meisten Geschäften täglich (teils auch sonntags) bis 22:00 oder 23:00 eingekauft werden, auch in ländlicheren Regionen, was ich sehr begrüßte. Der anfänglich erlittene „Preisschock“ konnte sich mit der Zeit legen und war eine Gewöhnungssache, jedoch musste ich immer wieder schmunzeln, wenn ich darüber nachdachte, wie groß die preisliche Differenz zu Deutschland ist. Für anderen Austauschstudenten, z.B. aus Tschechien und Polen, war der anfängliche „Preisschock“ umso stärker.

Das Semester startete mit einer Einführungswoche (10 Tage), jedoch wurde speziell für neue internationale Studenten schon fünf Tage vorher mit der Einführung begonnen, sodass die Einführung zwei Wochen dauerte. In Ålesund waren dieses Semester ca. 30 internationale Austauschstudenten, sodass man sich in den ersten Tagen innerhalb dieser kleinen Gruppe mit Studenten aus aller Welt (jedoch dieses Semester eher aus Europa und zu einem Viertel aus Deutschland) gegenseitig kennenlernen konnte. Die Universität hat dabei die organisatorische Rolle übernommen und uns in der Einführungsphase sehr unterstützt. Die allgemeine Einführungswoche mit allen Studenten war dann eine Steigerung: Zu der Zeit war in Deutschland noch viel geschlossen und Lockdowns setzten wieder ein, wobei Norwegen die Pandemie so weit im Griff hatte, dass jeden Tag große Events stattfanden. Unter anderem mehrere Zeltfeten, ein Bootsrennen, eine Poolparty mit dem Fachbereich und viele kleine Aktivitäten. Dies bot auch die Möglichkeit mit norwegischen Studenten in Kontakt zu treten.

Der frühe Kontakt mit norwegischen Studenten war für mich besonders wichtig, da ich in vielen Kursen der einzige Austauschstudent war und genau in den Kursen jeweils eine Gruppenarbeit als Prüfungsleistung gefordert war. Die norwegischen Studenten befanden sich genau wie ich im dritten Semester des Masters, sodass sie sich gut kannten. Daher musste ich sehr offen auf diese zugehen, um Gruppen zu finden. Dabei spielte ein, dass Norweger gegenüber Fremden eher verschlossen sind. Beispielweise ist es eher unüblich jemanden in der Öffentlichkeit anzusprechen. Falls man jedoch Kontakte geknüpft hat, sind die Norweger offen und freundlich. Auch sprechen die Norweger fast alle sehr gut Englisch, sodass es nie Kommunikationsprobleme gab. Die Vorlesungen fanden fast alle in Präsenz statt. Ich belegte die Kurse: Qualitative Research Methods, Digital Marketing Innovation und Global Sourcing and Supply Network Management. Lediglich der Sprachkurs Norwegisch fand aufgrund der in Trondheim ansässigen Lehrkraft digital statt, jedoch gab es hier auch keine Gruppenprüfungsleistung. In den Präsenzkursen konnte ich wahrnehmen, dass die norwegischen Studenten das Studium etwas entspannter angehen. Zwar hatte ich nur mit deutschen Hochschulen Erfahrung und nicht mit Universitäten, jedoch erschien es mir schon teilweise extrem, dass bei 30-40 eingeschrieben Studenten in der Regel nur eine Handvoll Studenten erschien. Trotzdem waren die meisten Vorlesungen oftmals als sehr bereichernd. Dadurch, dass man an der NTNU meist nur vier Kurse mit 7.5 ECTS und nicht, wie ich es kenne, sechs Kurse mit 5 ECTS belegt, konnte man sich viel intensiver mit den einzelnen Kursen auseinandersetzen und behandelte die Inhalte weniger oberflächlich. Auch haben sich die Professoren der Präsenzkurse sehr bemüht weitere Professoren mit speziellem Fachwissen oder externe Unternehmer in die Vorlesungen einzuladen, was die Inhalte praktischer machte. Ungewöhnlich war auch, dass wir die Professoren alle mit Vornamen ansprachen, was zu weniger Distanz und mehr Interaktion führen sollte.

Die NTNU bietet neben dem Studium auch zahlreiche Studentenorganisationen mit verschiedenen Freizeitangeboten und zudem ein Fitnessstudio in der Universität an. Die Studentenorganisationen bieten unter anderem Fußball, Handball, Schwimmen, Discgolf, Klettern, Wandern, Joggen, Langlauf und Kampfsport an. Ich habe dabei vor allem oft das dreimal pro Woche angebotene Volleyball wahrgenommen. Für die Teilnahme an Sportaktivitäten bedarf es eines Beitrags von ca. 80 Euro pro Semester für alle Aktivitäten. Zudem bieten die Studentenorganisationen auch weitere Aktionen an, die für Studenten kostenlos sind. Dabei habe ich an Bowling-Events, Bouldern und einem Ausflug in eine Trampolinhalle teilgenommen. Um immer informiert zu sein, sollte man viele Facebookgruppe der NTNU abonnieren. Im Weiteren gab es fast täglich Stände von Studentenorganisationen am Campus, die bspw. kostenlos Kaffee, Waffeln, Pizza, Geschenktüten, Weihnachtssnack und Weiteres verteilten, sodass immer etwas los war am Campus. Zudem waren die Gruppenräume am Campus technisch sehr gut ausgestattet, was die Gruppenarbeiten erleichterte aber auch die Möglichkeit bot, gemeinsam sportliche Events, wie die Formel 1, auf großen Leinwänden gucken zu können. Neben der NTNU hatte auch die Organisation des Studentenwohnheims (SIT) umfangreiche Fürsorgeaktivitäten und Angebote. Anfänglich war es ungewohnt, dass wöchentlich unseren Ansprechpartnerin die WG besuchte und überprüfte, ob die WG sauber ist und auch uns nach unserem Wohnbefinden fragte. SIT bot viel Unterstützung, was sich wiederum im Gefühl von Vertrauen und Sicherheit widerspiegelte.

Neben dem Studium hatte ich viel Freizeit in Norwegen, sodass ich mich oft mit anderen Austauschstudenten und Norwegern aufmachte, um die Umgebung von Ålesund zu erkunden aber auch weiter entfernte Orte zu entdecken. Die Stadt Ålesund hat ein vom Jugendstil geprägtes Zentrum und ist von drei Seiten vom Atlantik umgeben. Sie ist sehr beliebt bei Touristen, sodass täglich neue (oft deutsche) Touristen mit Kreuzfahrtschiffen in Ålesund halten. Der Berg direkt an der Stadt ist der Aksla, welche einen großartigen Aussichtspunkt auf die Stadt und die umliegenden Inseln bietet. Er ist schnell zu erreichen und nicht zeitintensiv. Die 418 Stufen bin ich daher unzählige Male hoch und runter gelaufen. Die Aussicht ist wunderbar und jedes Mal etwas anders, wenn man wieder da ist: Mal strahlt die Stadt in der Sommersonne, mal ist sie eingehüllt vom Sonnenuntergang, mal leuchtet sie in der Nacht und mal ist sie ganz im winterlichen Schneeweiß gehüllt. Auch bin ich auf die umliegenden Inseln gefahren und bin auf ihre Berge gewandert oder habe an ihren Stränden gebadet und Volleyball gespielt. Rings um Ålesund sind vor allem die Inseln Godøya, Giske, Vigra und Valderøya zu nennen. Mit dem Bus und Auto sind sie durch lange Tunnel unter dem Atlantik zu erreichen und auf dem Wasser mit Schnellbooten. Die Schnellboote sausten mit hoher Geschwindigkeit von den Inseln zum Festland und zurück, sodass die Fahrten sehr zügig und spaßig waren. Fahrten mit dem Bus oder Schnellbooten können in der Region Møre og Romsdal vollständig mit dem monatlichen Ticket für den öffentlichen Nahverkehr (FRAM) genutzt werden und kostet 50 Euro. Zwar hatte ich teils versucht mich ohne das monatliche Ticket zu bewegen, jedoch kann ich es jedem empfehlen, der nicht mit dem Auto anreist. Die Anreise mit dem Auto haben nur wenige internationale Studenten wahrgenommen, da es eine lange Fahrt aus den meisten Ländern bedeutet. Jedoch hat es den großen Vorteil, dass man kein monatliches Ticket benötigt und und auch für größere Ausflüge keinen Mietwagen bezahlen muss. Daher sollte man nach Möglichkeit auch diese Option in Betracht ziehen. Zudem fahren Fähren und Busse am Wochenende nur sehr vereinzelt, was die Planung von Ausflügen am Wochenende erschwerte. Für weitere kleinere Ausflüge in der Nähe von Ålesund sind vor allem Sula und Langevåg zu empfehlen. Hier kann man auf den höchsten Berg im Umland der Stadt wandern und kann zudem auf der anderen Seite Hareid sehen. Ähnlich wie beim Aksla und auch anderen Orten, kann man diese Tour ruhig öfters machen, da vor allem der Unterschied zwischen Sommer und Winter sehr groß ist. Zudem gefielen mir die Wanderungen, da sie eine sportliche Aktivität in der Natur darstellten und man die einzelnen Personen der Wandergruppe kennenlernen kann. Im Weiteren hatte mich überrascht, wie oft und stark es auf den Wanderungen und auch generell im Herbst geregnet hat. Eine Regenjacke und wasserfeste Schuhe sind daher sehr zu empfehlen.

Neben den Wanderungen in der Region um Ålesund waren die Nordlichter ein weiteres unglaubliches Schauspiel. Persönlich hatte ich noch nie zuvor Nordlichter gesehen und war total überrascht als schon Mitte September Nordlichter zu sehen waren. Ein buntes und flüchtiges Schauspiel, dass man unbedingt mal gesehen haben sollte. Um auf die Nordlichter aufmerksam zu werden, haben sich viele internationale Studenten Apps für Meldungen zum Potenzial für Nordlichter heruntergeladen. Jedoch zeigen die Apps auch nur die Wahrscheinlichkeit an, sodass immer ungewiss ist, ob man sie tatsächlich sehen kann. Zudem kann man die Nordlichter in der Regel nicht einfach aus dem Fenster oder aus der Stadt sehen, da die Lampen und Straßenlaternen zu hell sind. Daher sind wir auf gut Glück in die Natur an dunklere Orte gewandert und haben dort gehofft und gewartet. Vor allem als ich Besucher aus Deutschland hatte, sind wir teilweise jeden Abend bei der kleinsten Wahrscheinlichkeit los, einmal dann auch mit Erfolg. Für eine höhere Wahrscheinlichkeit die Nordlichter zu sehen, könnte man weiter in den Norden reisen, wie z.B. nach Tromsø. Dies hatte ich auch in Betracht gezogen, auf aufgrund von Zeitmangel und sehr hohen Preisen für Unterkünfte in Tromsø aber wieder verworfen.

Zwei größere Touren mit dem Auto haben ich mit anderen Studenten zum Geirangerfjord, einem der bekanntesten Fjorde Norwegens, gemacht. Dieser gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Er ist etwa 15 km lang und zwischen 0,6 und 1,3 km breit. Ein großartiger Anblick. Dabei sind wir auch zu verschiedenen Aussichtspunkten gefahren und sind in die Berge gewandert. Eine Wanderung führte uns nach Storsæterfossen, einem Ort mit einer Wiese mit toller Aussicht, die viele Wanderer zum Picknicken nutzen. Zudem konnte man dort hinter einen Wasserfall laufen. Das Wetter spielte, wie bei vielen Wanderungen, eine große Rolle. Nicht nur sollte es nicht regnen, auch waren Landschaften oft viel schöner, wenn die Sonne schien und nicht alles unter einer dicken Wolkendecke lag.

Eine weitere Tour führte uns nach Stryn. Hier haben wir mit 15 teils internationalen teils norwegischen Studenten eine Holzhütte gemietet und sind zwei Tage durch die Berge gewandert und haben gefeiert. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Am ersten Tag sind wir zum Wasserfall Tjugenfossen gewandert, ein gewaltiges Spektakel. Am zweiten Tag sind wir nach Kattanakken gefahren und sind von dort zum Fuße des Jostedalsbreen, dem größten europäischen Festlandsgletscher, gewandert. In Nord-Ost-Richtung hat er eine Länge von etwa 40 km und ist in südwestlicher Richtung etwa 15 km breit. Die Eisschicht ist bis zu 500 Meter dick und erstreckt sich über eine Fläche von 487 km². In der Sonne leuchtete der Gletscher und die Wanderroute führte entlang von Bachläufen und Wasserfällen, die aus dem schmelzenden Gletscherwasser entstanden. Später bin ich mit Besuchern aus Deutschland erneut zum Jostedalsbreen gereist. Immer wieder eine Reise wert. Die Fahrten durch die norwegischen Berge waren oft schon Highlights der Reise und auch war ich die Fahrt durch zum Teil 6,5 Kilometer langen Tunnel nicht gewohnt. Auch das Tempolimit von maximal 80 km/h war eine Gewöhnungssache.

Im Weiteren habe ich einen Trip mit meiner WG unternommen, wobei wir uns ein Haus auf der Insel Harøya für eine Übernachtung gemietet haben. Für die Anreise haben wir das Auto und dementsprechend Autofähren genutzt. Auf der Insel haben wir Fußball gespielt, gemeinsam gekocht und sind mit der Fähre auf die umliegenden Inseln Finnoy und Ona gefahren. Ona ist Norwegens südlichste, noch bewohnte traditionelle Fischerinsel. Die Insel liegt in der Ozeanlücke am anderen Ende der Küste von Romsdal und hier leben lediglich 16 Menschen. Auf der Reise, wie auch auf anderen Reisen, merkte ich, wie sehr die Norweger die tolle Landschaft, die Berge, das Meere und sogar die Nordlichter gewohnt sind. Selbst in den Fällen, wo wir uns sicher waren, dass wird gleich Nordlichter sehe, wollten die Norweger nicht unbedingt mit rauskommen. Auch die Aussicht von einem Berg auf die wunderschöne Landschaft hat die Norweger nicht zu erkennbarer Begeisterung verleitet. Da ich aus dem norddeutschen Flachland komme, hatte mich anfänglich jeder Ansatz von gebirgiger Landschaft begeistert. Jedoch musste ich selbst auch nach und nach erkennen, dass mich einige Anblicke nicht mehr so begeisterten oder meine Ansprüche an die Landschaft zu hoch waren. Oft realisierte ich meine veränderte Wahrnehmung erst, wenn die Bilder in die Heimat schickte und alle total beeindruckt waren. Dabei hatte ich anfangs noch gehofft, dass die Begeisterung so stark bleibt und ich mich nicht daran gewöhne, aber zumindest ist die Begeisterung noch vorhanden. Zusätzlich bestehen weiterhin die Wertschätzung und das Bewusstsein, welches Glück ich hatte an solch schönen Orten zu sein. Wertschätzung hat sich zudem auch in anderen Lebensbereichen stärker entwickelt. Vor allem Essen und Trinken waren in Deutschland zwar immer wichtig aber nie so ein zentrales Thema. Da in Norwegen die Preise jedoch so hoch waren, hat man Nahrungsmittel noch mehr wertgeschätzt und stärker versucht, dass nichts verdirbt oder überbleibt und weggeschmissen werden muss.

Eine größere Reise machte ich mit mehreren Studenten für vier Tage nach Bergen. Da Norwegen sehr bergig und das Tempolimit sehr gering ist, flogen wir von Ålesund nach Bergen. Für die Norweger sind Inlandsflüge ganz normal, sodass die Strecken Ålesund-Oslo, Ålesund-Bergen, Ålesund-Trondheim, Ålesund-Tromsø in der Regel geflogen werden. Auch fühlte sich der Ablauf beim Fliegen dann eher nur noch wie eine Busfahrt an. Bergens umgebende Landschaft ist von sieben Bergen und mehreren Fjorden bestimmt, darunter dem Sognefjord, dem tiefsten und längsten Fjord des Landes. Im Viertel Bryggen stehen bunte Holzhäuser an der alten Landungsbrücke, die einst ein Stützpunkt der mächtigen Hanse war. Wir liefen an den meisten Tagen durch die Innenstadt und entdeckten überall Bilder an Häuserwänden und neben alten Häusern und der Festung Bergenhus auch sehr künstlerische Architektur. Da es auf die Weihnachtszeit zuging, gab es auch zwei Weihnachtsmärkte und die Stadt war bunt geschmückt. An einem Tag sind wir mit einer Seilbahn zum Berg Ulriken hochgefahren, dem höchsten Berg der umgebenden Landschaft, wo man eine Panoramablick auf die Stadt, den Ozean und das weitere Umland hatte. Den Abstieg sind wir gewandert. Dabei waren die 1333 Stufen und 1,5 Stunden teils anstrengend aber ein gutes Workout. Abends haben wir uns das Nachtleben von Bergen angeguckt, welches zu dem Zeitpunkt schon wieder eingeschränkt war, da die Auswirkungen der Pandemie erneut zunahmen.

Ein letzter Trip führte uns über Molde zur Ocean Road. Diese umfasst genommen einen 8274 Meter langen Abschnitt zwischen Vevang in der Kommune Hustadvika und dem auf einer Insel gelegenen Kårvåg in der Kommune Averøy. Einige James-Bond-Fans dürfte diese Straße aus dem neusten JamesBond-Film "Keine Zeit zu sterben“ bekannt sein. Weiter in den Norden führte uns der Weg nach Kristiansund, wo wir aus einem Turm oberhalb der Stadt einen großartigen Blick hatten und beobachten konnten wie die Sonne untergeht. Die Sonne war in Norwegen immer wieder ein wichtiger Faktor. Im Sommer schien die Sonne mehr als 17 Stunden und im Dezember nur noch fünf Stunden. Vor allem im Winter war die wenige Sonne sehr ungewohnt und man musste genau planen, wie man die wenigen Stunden Tageslicht nutzt, um sie nicht zu verpassen. Die Dunkelheit erschwerte größere Trips und Glatteis machte das Laufen teilweise zu einer echten Herausforderung.

In Anbetracht der wenige guten Bedingungen im Dezember fiel die Rückreise weniger schwer. Trotzdem war ich traurig gehen zu müssen. Zwar nahmen in Norwegen die Restriktionen aufgrund der Pandemie wieder zu, jedoch in Deutschland umso mehr. Auch habe ich viele Freunde in Norwegen gefunden und das Leben in Ålesund sehr genossen. Einige Austauschstudenten haben ihren Aufenthalt aufgrund der großartigen Zeit sogar erweitert und werden weiterhin in Norwegen studieren. Auch ich habe Norwegen bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen. Gerne werde ich bald die anderen Studenten besuchen, wobei das Sommersemester mit dem Nationalfeiertag und der Skisaison nochmals anderen Möglichkeiten bietet.
„Naaa, konnte ich beantworten wie das Auslandssemester in Norwegen war?“